Trinitatiskirche: Ein Zentrum für zeitgenössischen Tanz
Sieger des Ideen-Wettbewerbs: Der berühmte Striffler-Bau soll zum EinTanzHaus werden
Nach zehnjähriger Suche kommt sprichwörtlich Bewegung in die Trinitatiskirche: Beim Ideen-Wettbewerb für eine Nutzung der Beton-Kirche hat sich die Fach-Jury mit großer Mehrheit für das Konzept „EinTanzHaus“ entschieden. Damit, so Dekan Hartmann, sei diese wunderbare Kirche in der Mannheimer Innenstadt endlich „aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst“.
„Diesen Ort haben wir gesucht“
„Dieser unfassbare Raum“, sagte Daria Holme bei der Präsentation in der Trinitatiskirche, „ist genau der Ort, den wir gesucht haben“. Seit über einem Jahr arbeitet sie, ausgehend vom EinRaumHaus, gemeinsam mit dem Tänzer und Choreografen Eric Trottier an der Idee, in Mannheim ein Zentrum für zeitgenössischen Tanz zu schaffen. Die Kirche biete dafür nun den idealen Raum, denn „Tanz hat auch eine sakrale Sprache“.
Ein Schlüsselgebäude für das Quartier
Durch sparsame Umbauten, die die spirituelle Qualität des Raums mit einbinden, wird die Trinitatiskirche zu einer Veranstaltungsstätte für zeitgenössischen Tanz. Dort soll es eigene Produktionen und Gastspiele, Festivals und Kurse geben für alle „von neun Monaten bis 99 Jahren, die Interesse an Tanz und Bewegung haben“, so Eric Trottier. Das Angebot richtet sich gleichermaßen an Kinder und Erwachsene, an Profis und Laien. Mit dieser Idee, sagt Dekan Hartmann, hat die Trinitatiskirche als „Schlüsselgebäude für das Quartier“ eine starke Auswirkung auch auf den Stadtteil und nimmt als „öffentlicher Ort Einfluss auf die Welt, die sie umgibt“. Sie wird wieder ein Treffpunkt.
Strahlkraft über Mannheim hinaus
Das EinTanzHaus, erläutert Jury-Vorsitzender Klaus Elliger, Fachbereichsleiter Stadtplanung bei der Stadt Mannheim, hat die zwölfköpfige Jury aus Architekten und Laien am meisten überzeugt. Denn es ist „ganz spezifisch auf die Trinitatiskirche abgestimmt“ und habe „eine Strahlkraft weit über Mannheim hinaus“. Zugleich „gebärde es sich nicht elitär als closed shop“, sondern binde das Quartier stark mit ein. Im Außenbereich werden kostenfreie Veranstaltungen stattfinden, ein Café lädt auch die Nachbarschaft zum Verweilen ein. Bereits jetzt hat das EinTanzHaus eine Kooperation im Blick, die als Gesamtes bundesweit Impulse setzten kann: Der „TANZpaCktHeidelbergMannheim“ mit dem Heidelberger UnterwegsTheater wird die Präsenz des zeitgenössischen freien Tanzes in der Metropolregion stärken.
Pragmatik und Idealismus
Für die Umsetzung des EinTanzHauses sind im Kirchenraum lediglich behutsame Umbaumaßnahmen notwendig, so dass die Kirche jederzeit wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt werden kann. Auch das war wichtig für die Jury-Entscheidung. Im Altarraum werden die Kanzel, Taufbecken und Altar durch Garderoben überbaut. „Wir nutzen die Trinitatiskirche nun neu. Da ist es ehrlich und authentisch, wenn die Prinzipalstücke abgedeckt werden“, sagt Dekan Hartmann, den bei dem Konzept die „Kombination aus Pragmatik und Idealismus“ überzeugt. Im Eingangsbereich werden die von Helmut Striffler entworfenen Kirchenbänke zu einer Zuschauertribüne komponiert. Die 14 x 14 Meter große Bühne findet Platz auf der großen Freifläche. Eine sparsame, sechs Meter hohe Metallkonstruktion markiert die Tanzfläche im Raum und ermöglicht die Installation von Beleuchtung. In der kalten Jahreszeit kann die Konstruktion mit schwarzem Moltonstoff verhüllt werden, so dass im geschützten Bühnenraum die Wärme der Fußbodenheizung gehalten wird und die Tänzer keine kalten Füße bekommen.
Ein Wettbewerb, ein Abenteuer
Etwas Neues wagen. Das war Ausgangspunkt des Ideen-Wettbewerbs für eine Nutzung des weltweit bekannten Beton-Baus von 1959. Dabei setzte Evangelische Kirche und Stadt Mannheim auf ein Verfahren, das gemeinsam mit Kreativen um Architekt Till Schweizer als zweistufiger Wettbewerb initiiert wurde. „Dieser Wettbewerb war ein Abenteuer, denn so etwas haben wir zuvor noch nie gemacht“, sagte Projektleiter Sebastian Carp von der evangelischen Kirche. 28 Beiträge aus dem In- und Ausland wurden eingereicht mit „einer Bannbreite, auf die wir alleine nicht gekommen wären“, freut sich Jury-Vorsitzender Klaus Elliger. Aus ihnen hatte die Jury fünf Finalisten ausgewählt, die ihre Vorschläge für die finale Entscheidung weiterentwickelten. Mit dabei waren auch ein Hostel-Übernachtungsprojekt, ein Spiel- und Bewegungsraum auf mehreren Ebenen, ein Kulturlabor als Quartierswerkstatt und ein Kultur-Veranstaltungsort . Diese vier Ideen, sind sich Jury-Vorsitzender Elliger und Dekan Ralph Hartmann einig, ließen sich durchaus für andere Projekte weiterverfolgen. „Wir sind superglücklich über diese vielen tollen Ideen“, so Elliger.
Im Sommer beginnen die notwendigen Arbeiten an Elektrik, Wasser und Heizung sowie am Beton, für die die badische Landeskirche aus einem Sonderbauprogramm 800.000 Euro investiert. Anschließend, nach der abschließenden Entscheidung des Stadtkirchenrats, kann mit der Umgestaltung zum EinTanzHaus begonnen werden. (dv)